The eagle has landed
Als zwei Tage vor jenem 26. September 2014 die E-Mail mit der Ankündigung für die Pressekonferenz über die Zukunft von Thomas Morgenstern hereinkam, war es irgendwie schon jedem klar: Die großartige Karriere des sympathischen Kärntners geht zu Ende – mit nicht einmal noch 28 Jahren.
Verwundern konnte das aber freilich niemanden: Der dreifache Olympiasieger, zweifache Weltcup-Gesamtsieger und elffache Weltmeister hat alles erreicht. Doch nach zwei schrecklichen Stürzen, vor allem jenem am 10. Jänner 2014 im Training auf der Flugschanze auf dem Kulm, ist aus dem nötigen Respekt vor der Gefahr, der man sich als Skispringer nun einmal aussetzt, Angst geworden.
Diesmal geht es aber eben nicht mehr um Meter und Medaillen, sondern um das Ende eines Lebensabschnitts. Porträt und Steckbrief sind vorbereitet und auf geht´s nach Salzburg. Im Hangar-7 seines Sponsors Red Bull will Morgenstern seine Landung in der Sportler-Pension verkünden. Die Kamera-Teams, eines sogar für Japan, haben sich längst positioniert, Morgenstern betritt den vollen Raum. Locker und erleichtert verkündet der Kärntner: „Ich möchte euch nicht länger auf die Folter spannen. Ich werde meine sportliche Laufbahn beenden.“ Es ist ihm, so sagt er, einfach nicht mehr gelungen, „dorthin zu kommen, wohin ich wollte“. Und er meint damit das Vertrauen in sich, das Material oder mögliche wechselnde Windbedingungen.
Ob die Verantwortung für seine Tochter Lily, die im Dezember zwei Jahre jung wird, nicht auch eine Rolle gespielt hat, frage ich ihn? Er verneint, aber lässt sich dann tief in die Seele blicken. Mit ihr habe er „Selbstgespräche“ geführt und lacht sein ansteckendes Lachen: „Sie war die Erste, die ich informiert habe, noch vor dem Trainingskurs. Da war ich mir schon sehr sicher.“ Nachdenklich setzt er fort: „Ich bin mit ihr am Boden gesessen und habe gesagt: ‚Du, Lilly du wirst mich wahrscheinlich nie bewusst Skispringen sehen und ich werde jetzt bald aufhören‘. Das war ein berührender Moment für mich, auch wenn sie es noch nicht mitgekriegt hat.“
Geduldig und erleichtert lässt Morgenstern zunächst die live im TV übertragene Pressekonferenz über sich ergehen, gibt dann eine Menge Einzelinterviews, auch ich darf ihn noch einmal befragen.
Ein bisschen wird mir dieser Bursche in der Springer-Welt fehlen. Menschlich, ehrlich und kein einziges Mal arrogant oder grantig habe ich Thomas Morgenstern erlebt. Und sein Lachen wird die ganze Sport-Szene vermissen. Am Ende möchte ich dieses Abschiedsbild mit diesem feinen Menschen, mit dem ich in den vergangenen zwölf Jahren immer wieder zusammengearbeitet habe. Chapeau, Thomas! Alles Gute und neue Höhenflüge in der Zukunft!